Die Probleme der heutigen Gesellschaft und ihre Ursache. (1949)

An die Arbeiter Oesterreichs !

Ein Gespenst geht um in der Weit: das Gespenst des III. Weitkrieges (oder soil man sagen : des II Atombombenkrieges ?) Gewiss, es ist nicht die einzige Bedrängnis der heutigen Menschheit. Krieg ist nur eines der Probleme, die aus der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung entspringen. Es ist wahr, dass es in seiner Wirkung das grauenhafteste von allen ist, aber es ist nichtsdestoweniger untrennbar verbunden mit allen anderen, wie Armut und Existenzunsicherheit, die Millionen von Arbeiterheimen in allen Landern ständig mit dem Gespenst einer Familienkatastrophe bedrohen. Auch diese Probleme sind die logische Folge der kapitalistischen Gesellschaft, in welcher die Erzeugung und Verteilung der Lebensnotwendigkeiten nicht nach den Bedürfnissen der Menschen erfolgt, sondern von den Bedürfnissen des konkurrierenden Marktes beherrscht wird und abhängig ist.

Sozialistische Arbeiter weisen den Weg zur Beseitigung der sozialen Uebel.

Diese Probleme konnen nicht einzeln, eins nach dem anderen, geölst werden ; sie werden bleiben solange die gegenwartige Gesellschaftsordnung bleibt, sie werden verschwinden, zusammen mit dieser Gesellschaftsordnung. Um die Probleme zu lösen und zu menschenwürdigen Daseinsbedingungen für alle zu kommen, gibt es in der Tat nur den einzigen Weg der grundlegenden Aenderung der heutigen Gesellschaftsordnung, wie sie der wissenschaftliche Sozialismus lehrt. Keine Politik, die nicht die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsmethode für Profit zum ausschliesslichen Ziele hat, kann den elenden Status der Arbeiter als besitzlose, an das degradierende Lohnsystem gefesselte Ausbeutungsobjekte mit all den üblen Folgen beseitigen.

Erfüllt von der dringenden Notwendigkeit der Verbreitung der wahren sozialistischen Lehre, und um zunächst der ungeheuren Verwirrung entgegenzutreten, die systematischer Missbrauch des Namens der grossen Sache unter den Arbeitern der Welt angerichtet hat, unterbreiten prinzipientreue Sozialisten den Arbeitern Oesterreichs die DECLARATION OF PRINCIPLES (Leitsätze) der in der englisch sprechenden Welt bereits bestehenden revolutionären Organisationen. Letztere führen als einzige den kompromislosen Kampf für die Verwirklichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung und weisen beständig darauf hin, dass die von allen anderen Arbeiterorganisationen betriebene Reform-Politik im eigenen Interesse der Kapitalisten als herrschende Klasse ist, bezw. nur dem Fortbestand ihres legalisierten Raubsystems dient. Nie und nimmer kann eine solche Politik zum Sozialismus führen! Nur eine unabhangige Organisation von Arbeitern, die auf den in vorliegender Botschaft enthaltenen Leitsätzen fundiert ist, kann es der Arbeiterklasse der Welt ermöglichen, sich vom Joch des Kapitals zu befreien und Sozialismus einzuführen.

Es wird gehofft, dass auch die osterreichischen Arbeiter diese Botschaft einem ernsten und sympatischen Studium unterziehen und dem Beispiel ihrer überseeischen sozialistischen Arbeitskollegen durch Gründung einer revolutionären Partei zum Sturze der Herrschaft des Kapitals mit seiner Lohnsklaverei folgen werden.

Die Zentrale der SOCIALIST PARTY OF GREAT BRITAIN (nicht zu verwechseln mit der anti-sozialistischen Labour Party) wird es begrüssen, Zuschriften (auch in deutscher Sprache) mit Stellungnahme von Interessenten zu erhalten, die gerne Beantwortung finden werden.

Die Verwirrung über die Bedeutung des Sozialismus.

Schon Marx und Engels, die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, hatten sich mit einer Unzahl von Quacksalbern, mehr oder weniger ehrlichen Faselhänsen, Scharlatanen, Sozialreformern, politischen Abenteurern, Führern und ” Vortruppen der revolutionären Arbeiterklasse ” auseinanderzusetzen, die mit der Sache Schindluder trieben. Es blieb aber unserer Generation vorbehalten, gleichzeitig mit der ungeahnten Entwicklung von Mord- und Zerstörungswaffen auch im Versuch der Mordung der grössten Sache der Menschheit, des Sozialismus, einen Höhepunkt zu erreichen. Wir müssen es in der Tat erleben, dass ganze Weltreiche als sozialistisch oder kommunistisch hingestellt werden, trotzdem deren Staatswesen auf keiner besseren Grundlage als dem brutalen Mechanismus des Geldsacks und des Kapitals mit seiner Profit- und Privilegienwirtschaft beruhen ; Staaten die mit stetig erhöhter Ausbeutung einer besitzlosen Arbeiterklasse durch das Lohnsystem in der Produktion operieren; Staaten die dadurch die Masse des Volkes zu einem Leben in degradierender Armut und quälender Existenzunsicherheit verurteilen; Staaten die mit ihrem Regime untrennbar verbundene Expansionspolitik zur Beherrschung der Weltmärkte, Rohstoffquellen und Handelsrouten betreiben und zu den erbitterten Konflikten zwischen Menschen, Klassen und Nationen führen, die die Welt standig mit dem Ausbruch von Kriegen bedrohen.

Der Unsinn

vom “Sozialismus in eüiem Lande oder

“Auf einem Sechstel der Erde.”

Auch in Oesterreich wird dieser Verwirrung seit jeher bewusst oder unbewusst Vorschub geleistet. So heist es in einer 1946 im Verlage der ” Sozialistischen Partei von Oesterreich ” erschienenen Brochüre : ” Die Neue Welt und der Sozialismus ” :

” Zweider grossten Weltreiche stehen heute unter der Führung der Arbeiterklasse, das russische und das britische Imperium, damit der entscheidende Teil der Erde.”

Wer bedenkt, dass Kapitalismus die ganze Welt insoferne zu einer Einheit gemacht hat, als jeder Teil von den anderen abhängig ist, wer bedenkt, dass Sozialismus gleicherweise ein internationaler Begriff ist, dem wird es klar sein, dass die Idee von ” Sozialismus in einem Lande ” oder ” Auf einem Sechstel der Erde ” eine Illusion ist. Wenn die lacherliche Behauptung in obiger Brochure wahr wäre, wie lange konnte Kapitalismus die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung im ” entscheidenden Teil der Erde ” noch überdauern ? Sicherlich nicht 30 Jahre, wahrscheinlich nicht einmal 30 Tage! Aber auch die britischen Kapitalisten konnen unter dieser ” Führung der Arbeiterklasse ” ruhig schlafen. Ebensowenig wie die ” kommunistische” Regierung des russischen Weltreiches, oder die Oesterreichische ” Sozialistische ” Partei daran denken, die Abschaffung des Lohnsystems und Profit-Motivs in der Produktion auf ihr Banner zu schreiben und durch das sozialistische Prinzip: Von jedem nach seinen Fahigkeiten, Jedem nach seinen Bedürfnissen, zu ersetzen, ebensowenig denkt die ” sozialistische ” Regierung des britischen Imperiums daran, dem Kapitalismus das Handwerk zu legen.

Zweifelsohne werden viele österreichische Arbeiter längst wissen, was sie von der Lobhudelei und Ruhmrederie der Häupter dieses vermeintlichen ” Sechstels der Erde ” zu halten haben. Von glatten Verurteilungen als grossen skrupellosen Missbrauch des Namens Sozialismus bis zur Brandmarkung als Falschung, Propaganda Bluff, Schwindel und Betrug dürften alle Variationen in den Ansichten der Arbeiter vertreten sein. Die grausamen Erfahrungen besonders der letzten Jahre werden vielen die Augen geöffnet haben, dass das was in den genannten zwei Weltreichen vorgeht, mit Sozialismus nichts gemein haben kann. Wer aber noch mehr Einblick in die Verhältnisse dieser Weltreiche gewinnen will, dem möge ein Auszug aus dem Bericht zur Information dienen, den der Generalsekretär der britischen Labour Party nach einer Reise in Russland 1946 veröffentlicht hat. Da heist es nach einem Hinweis auf die grossen sozialen Kontraste, auf Luxusautos und barfüssige, ärmlich gekleidete Bauern und anderen ” rätselhaften Dingen ” u.a.:

” Wahrend eines luxuriösen Aufenthaltes in Moskau und Leningrad lernten wir die armseligen Lebensbedingungen der ungeheueren Mehrheit der Bevölkerung kennen. In der russischen Hauptstadt z.B. leben 2 oder selbst 3 Familien oft in einem Zimmer.”

Da wird von Millionen Obdachlosen oder in Erdunterständen lebenden menschen berichtet, von ” vollgestopften Läden und Kaufhäusern, wo Luxusartikel sowie viele der Gebrauchsgegenstände nur zu phantastischen Preisen zu haben sind und nur von jenen gekauft werden können die Geld im Ueberfluss haben.”

Während der Berichterstatter die ” starken Unterschiede in den Lebensbedingungen ” wahrnahm, vergass er nicht ” unsere eigenen Elendsstrassen in London und Glasgow und die Viertel der Reichen neben ihnen.” Anscheinend muss in diesen beiden ” sozialistischen ” Weltreichen zunachst der Vorrat an Kanonen und Atombomben auf die gleiche Höhe ihres gewaltigen, ebenso profitgierigen Handelsrivalen jenseits des Atlantischen Ozeans gebracht werden bevor die Bedürfnisse des Volkes einigermassen befriedigt werden konnen.

Das ganze Lügerigebäude vom ” Sozialismus auf einem Sechstel der Erde ” findet aber seine erbarmungsloseste Zertrümmerung in dem bedeutendsten Werk von Karl Marx, ” Das Kapital.” Schon ein teilweises Studium liefert den unwiderlegbaren Beweis, dass Lohnarbeit d.h. die Aneignung von Mehrwert (unbezahlt) seitens der Besitzer der Produktionsmittel (privater oder staatlicher Unternehmer) die Lebensbedingung des Kapitals ist. Und nachdem Lohnarbeit, also Produktion der Lebensmittel zum Verkauf, für Profit (nicht zur freien Verfügung der Menschen) die Grundlage aller modernen Staaten der Welt bildet, konnen Behauptungen über den Bestand einer anderen als der kapitalistischen Gesellschaftsordnung irgendwo im Osten oder Westen nur als Phantasiegebilde, Vorspiegelung falscher Tatsachen, oder Täuschungsmanöver zur Verheimlichung niederer Ziele, wie unersättliche Machtgier und ausschliessliche Beherrschung der Weltmärkte gebrandmarkt werden.

Der grosse Unterschied zwischen kapitalistischer und sozialistischer Produktion und Verteilung.

Schon der erste Satz im I. Band von ” Das Kapital” lautet: ” Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‘ ungeheure Warensammlung.’

Marx beginnt dann mit der Analyse des Produktes welches als Ware auf der Weltbühne erscheint—Dinge die zwar Gebrauchs-wert haben mussen, aber in erster Linie zum Tausch, zum Verkauf bestimmt sind. Bei einer Produktion der Lebensmittel für den einzigen Zweck der Bedarfsdeckung der Menschen, also ohne Profit-Motiv, hören die Produkte natürlich auch auf, Tauschwerte (Handelsobjekte) zu sein. Sie sind nur noch Gebrauchs-werte, deren Erzeugung nicht mehr den Erfordernissen eines Marktes unterliegt, sohdern nur nach den Bedurfnissen der Menschen, wo immer sie sein mögen, erfolgt. Ebenso logischer Weise fällt dann die Notwendigkeit eines Tauschmittels fort; Geld wird uberflüssig, Kapital ist tot. Die Beziehungen der Menschen horen auf, blose Markt-beziehungen, wie heute, zu sein, an ihre Stelle werden endlich wahre menschliche Beziehungen treten. Der Mensch (nicht das Geld) wird Herr der Erde und des Produktes seiner Hande statt, wie heute, von der Materie beherrscht zu werden. Erst eine solche Produktionsweise ist dann nicht mehr kapitalistisch—es ist Sozialismus. Um ihn zu verwirklichen, muss das Privat oder Staatseigentum an den Produktionsmitteln zunächst beseitigt werden; letztere mussen in den Besitz und unter die demokratische Verwaltung der Gesellschaft als ganzes kommen. Dies zu vollbringen, ist die historische Mission der Arbeiterklasse der Welt.

Die Historische Mission der Arbeiterklasse.

Marx’ Analyse lasst kein Haar mehr auf dem Kopfe derjenigen, die vom Bestehen einer anderen als der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in unseren Tagen, ja, von ” Sozialismus auf einem Sechstel der Erde ” faseln. Zeigt Marx doch, dass Waren-Produktion (Produktion für Profit) das Vorhandensein einer von jedem Eigentum an den Produktionsmitteln ausgeschlossenen Arbeiterklasse bedingt, die gezwungen ist, ihre Haut, bezw. ihre physische und geistige Arbeitskraft zu Markt zu tragen um leben zu können. Schon der obzitierte Satz macht es klar, dass Kapitalismus überall dort herrscht, wo die Lebensmittel nicht lediglich zur Bedarfsdeckung der Menschen erzeugt werden, sondern als Ware, zum Verkauf, zur Realisierung des aus dem Arbeiter durch das Lohnsystem herausgeschundenen Mehrwertes (Profit). Oder ist Ware vielleicht Gemeingut? Kann ein Produkt, das den Charakter einer Ware, also eines nur für den Markt bestimmten Handelsobjektes hat, überhaupt etwas anderes sein als Privateigentum? Gehören die in den ” vollgestopften Läden und Käufhausern ” angesammelten Dinge dem Volk, das sie erzeugt hat ? Nein, sie gehören, genau so wie die Produktions und Verteilungsmittel, privaten Besitzern oder dem Staat und sind nur zu (für den Arbeiter) ” phantastischen ” Preisen zu haben. Sie sind nur für diejenigen ” die Geld im Ueberfluss haben.” So sind Land und Fabriken, die Maschinen und Minen, die Verkehrsmittel und Käufhauser etc. Privat oder Staatseigentum und jede Behauptung, dass diese Dinge heute in diesem oder jenem Staate Eigentum des Volkes als ganzes seien, ist natürlich eine ungeheuerliche Alfanzerei. Bedarf diese Feststellung übrigens mehr Beweis als die erschütternde Armut und das Massenelend worunter gerade das werktätige, allen Reichtum schaffende Volk der Erde leidet ? Wo ist der Unterschied zwischen einem Lande wo der Dollar regiert und einem Lande wo das Pfund Sterling oder der harte Rubel die Herrschaft führt ?

Das Gebot der Stunde:

Vereinigung der Arbeiter aller Länder zwecks

Abschaffung der Lohnarbeit und der

Herrschaft des Kapitals.

Kapitalismus kann nicht anders als die Widersinnigkeiten und Uebel zu erzeugen die weltbekannt sind. Der Sozialist steht auf dem Standpunkt, dass jede politische Partei, welche versucht, Kapitalismus zu verwalten und andere Resultate damit zu erzielen, zum Scheitern verurteilt ist. Man unternimmt da eine unmögliche Aufgabe. Der Sozialist macht keine Versprechungen, die Probleme der Arbeiter im Rahmen des Kapitalismus lösen zu können. Er weist auch beständig darauf hin, dass Führer diese Probleme nicht zu meistern vermögen. Das müssen die Arbeiter selbst tun. Sie müssen sich bemühen zu lernen, wie Kapitalismus funktioniert und wie dieses System durch Sozialismus ersetzt werden kann. Die Arbeiter haben die Pflicht und Verantwortung, Sozialismus zu verwirklichen und damit die Menscheit in die Lage zu versetzen, einen weiteren Schritt nach vorwärts zu tun. Es darf den Widersachern, Feinden und falschen Freunden nicht gelingen, die grosse Sache zu morden und die Menschheit in den Abgrund zu stürzen. Das Gebot der Stunde ist nicht, Vertrauen in Führer und deren Versprechungen zu setzen, sondern Selbstvertrauen und Entschlossenheit zu zeigen, die Natur der Probleme zu verstehen, die die Arbeiter aller Länder bedrücken. Mit sozialistischem Wissen ausgerüstet, werden die Arbeiter zur politischen Organisation zum Zwecke der Eroberung der politischen Macht auf demokratischem Wege schreiten um Sozialismus einzuführen. Bis dahin werden die in der Natur des Kapitalismus liegenden Uebel und Konflikte weiterbestehen.

Das Ziel dei Sozialistischen Partei:

Die Gründung einer Gesellschaftsordnung, welche auf Gemeingut und demokratischer Verwaltung, der zur Erzeugung und Verteilung der Lebensgüter dienenden Produktionsmittel durch und für das gesamte Volk beruht.

Die Acht Prinzipien der Sozialistischen Partei :

Die S.P. steht auf dem Standpunkt:

(1) Dass die Verfassung der heutigen Gesellschaft auf dem Privateigentum der Lebensmittel (d.s. Land, Fabriken, Transportmittelj usw.) seitens der Kapitalisten-oder herrschenden Klasse und der zur Folge
habenden Versklavung der Arbeiterklasse, deren Arbeit allein Reichtum erzeugt, beruht.

(2) Dass in der Gesellschaft daher ein Interessen-Gegensatz zwischen jenen welche besitzen aber nicht erzeugea und jenen welche erzeugen aber nicht besitzen, besteht, welcher Gegensatz in einem Klassenkampf seinen Ausdruck fmdet.

(3) Dass dieser Gegensatz nur durch die Befreiung der Arbeiterklasse vom Joch der herrschenden Klasse abgeschafft werden kan und zwar durch Umwandlung der Produktions-und Verteilungsmittel in Gemeingut und deren demokratische Kontrolle durch das gesamte Volk.

(4) Dass, nachdem in der Reihenfolgc sozialer Entwicklung die Arbeiterklasse die letzre Klasse ist, die ihre Befreiung noch zu vollbringen hat, die Emanzipierung der Arbeiterklasse gleichzeitig die Befreiung der ganzen Menschheit, ohne Unterschied der Rasse oder des Geschlechts mit sich bringen wird.

(5) Dass diese Befreiung das Werk der Arbeitcrklasse selbst sein muss.

(6) Dass, nachdem die Einrichtung der Regierung, einschliesslich der bewaffneten Macht der Nation, nur zu dem Zwecke besteht, um das Monopol und Eigentumsrecht der Kapitalistenklasse auf die von den Arbeitern
genommenen Reichtumer aufrecht zu erhalten, die Arbeiterklasse zielbewusst und politisch zur Eroberung der Regierungsgewalten (national und lokal) organisieren muss, um diese Staatseinrichtung einschliesslich jener Gewalten, von einem Werkzeug der Unterdrückung in ein Instrument zur Befreiung und zum Sturze von Privilegien (aristokratisch und plutokratisch) umzugestalten.

(7) Dass, nachdem alle politischen Parteien nur der Ausdruck von Klassen-Interessen sind und das Interessen der Arbeiterklasse den Interessen aller Glieder der herrsschenden Klasse diametral entgegenstteht, die die
Befreiung der Arbeiterklasse anstrebende Partei jeder anderen Partie feindlich gegenüberstehen muss.

(8) Die Sozialistische Partei tritt daher auf das Feld politischer Tatigkeit, entschlossen zur Bekampfung aller anderen politischen Parteien, gleichviel ob angeblich Arbeiterparteien oder ausgesprochen kapitalistisch, und ruft die Mitglieder der Arbeiterklasse dieses Landes auf, sich unter ihr Banner zu scharen, damit dem System, welches sie um die Früchte ihrer Arbeit beraubt, ein rasches Ende bereitet werde, damit Wohlstand an die Stelle von Armut trete, Gleichberechtigung an die Stelle von Priviligien, und Freiheit an die Stelle von Sklaverei.

Was kapitalistische Staatsmänner selbst über ihr System sagen

und

Was Arbeiterführer uber ihre Partei sagen.

In seltener Aufrichtigkeit stellte einst der liberale englische Premier-minister David Lloyd George seinen Wahlern die Frage :

” Befassen sich die Staatsmanner mit den Problemen der bestehenden Wirtschaftsordnung mit ihrer blinden und grausamen Habsucht und Machtgier ? Mit ihren Kontrasten zwischen Ueberfluss und Armut, Luxus auf der einen Seite und Elend auf der anderen; Verschwendung und Chaos. Mit ihren Dutzenden von Millionen nur auf Mildtätigkeit angewiesenen Arbeitern, während die Reichtümer in den Feldern verderben, aber den Bedürftigen nicht zugänglich gemacht werden dürfen. Mit ihren Elendsquartieren, in welchen kein human denkender Mensch sein Vieh unterbringen würde; Mit ihren für gegenseitige Aushungerung und Vernichtung rüstenden Nationen ? Erörtern die Staatsmänner die Probleme dieses Systems, welches derart versagt hat ? “

Diese Fragen stellen, heist sie mit nein beantworten.

Und kurze 4 Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges muss selbst der bekannte Welternahrungssachverständige Lord Boyd Orr zugeben, dass :

Wenn die Grossmächte nicht mehr als ein Drittel ihres Nationaleinkommens für die Vorbereitung des III. Weltkrieges verausgabten, das Arbeitslosenproblem noch weit schlimmer sein würde.”

” Wenn durch irgendein Wunder Friede auf Erden einträte und Menschen aus den Streitkräften und aus der Herstellung von Bombern und anderen Waffen entlassen würden, dann würde der dadurch entstehende Druck zu stark für unsere ganze wirtschaftliche Struk ur sein.”

Die grauenhafte Sinnlosigkeit, an der das in Konflikt gebettete Gesellschaftssystem angelangt ist, tritt hier am klarsten zu Tage.

Und ein Arbeiterführer über die Zwecklosigkeit der Parteiprogramme :

Einer der prominentesten Führer der Labour Party, Lord Philip Snowden, erklarte im Oktober, 1932 :

” Die Arbeiterpartei erlangte ihre frühere politische Stärke weder von ihrem sozialistischen Idealismus, noch von ihrem Wahlprogramm. Die Partei bot einfach eine Zufluchtstätte für eine gewisse Unzufriedenheit. Die alten politischen Parteien hatten versagt. Hier war eine neue Partei die die sozialen Verhältnisse des Volkes zum Angelpunkt ihrer Politik bei der Masse machte.

” Millionen Männer und Frauen, die keinen Dunst von Sozialismus hatten, wählen für Arbeiter-Kandidaten, weil sie glauben, dass es sich um eine Partei handelt, die etwas tun würde—man weiss zwar nicht was—um ihre Lage zu verbessern. Ich befasse mich seit 40 Jahren mit solchen Programm-Aufstellungen. Ich war mir über die Zwecklosigkeit derselben immer im klaren.”